Gelang die schöne That. Das Aug' mit süßen
Thränen angefüllt, legt er's zu seines Fürsten
Füßen.
Freund, sprach der Fürst, du bist belohnungs-
werth:
Hier nimm noch mehr, als du begehrt.
Nein, sprach der Arme, Gott hat mir schon
gelohnt.
Daß er die That gelingen ließ; daß verschont
Vom Feuertod' ich und das arme Würmchen
blieb.
Wozu noch mehr? ich thats dein armen Kinde
nur zu lieb.
Verkaufen durft ich ja mein Leben
Für einen Beutel Goldes nicht.
Sie mögens ärmern Leuten geben;
Das, was ich that, war meine Pflicht:
Und jetzt bin ich dadurch so reich.
Und fühl in mir ein Himmelreich.
Mcrkts euch: cin Herz, von Edelmmh bewohnt,
Wird durch sich selbst am herrlichsten belohnt.
32. Der Undankbare.
Ein armer Knabe, der weder Vater noch
Mutter mehr hatte, wurde von einem mitleidigen
Manne, Namens Gutherz, an Kindesstatt ange^
nommen, und genoß von demselben so viel Gutes,
als er kaum von seinen eigenen Eltern hätte er-
warten können.
Anfangs gestel es dem Knaben recht wohl,
und er that seinen guten Pstege-Eltern alles zu
Gefallen, was er ihnen nur an den Augen absehen
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140
nämlich glaubien, aus dem Schahs der überflüssigen
Verdienste Christi und der Heiligen, auch denen für ihr
Geld etwas abgeben zu können, die mit ihrer eig-
neu Frömmigkeit den Himmel nicht erreichen möchten.
Nun wollte man aber lheils wissen, daß das Geld
vom Papste nicht immer zu dem rechten Zweck ver-
wendet werde, theils trieben es die General- und
Uuterablaßpachter mit diesem Sündenkilgungssond so
bunt, daß der letzte Rest der Sittlichkeit und Fröm-
migkeit dadurch in Gefahr zu kommen schien. Diesen
Uebelsiand bemerkten, fast zu gleicher Zeit, der Predi-
ger Ulrich Zwingli in Zürich und der Augustiner Mönch
und Professor der neuen Universität von Wittenberg,
D. Martin Luther, zu Etsleben 1463 geboren. Beide
Männer ereiferten sich höchlich über eines Samsons,
eines Tezels Ablaßhandel, und predigten und schrieben
stark dagegen; besonders schlug Luther am Zi. Oktober
1517 nach akademischer Weise Q5 These'6 oder Satze
an, zu einer öffentlichen Disputation gegen den Ab-
laßkram; zumal da er durch.eifriges Studlren in der
Drbel gesunden hatte, daß dort von diesem und ähnli-
chen Dingen nichts oder gar das Gegentheil geschrie-
den stehe, und eine frühere Reise nach Nom, ihn von
der Heiligkeit des Papstes und der, römischen Curie
nicht genugsam hatte überzeugen mögen. Als nun gar
der Cardinal von Gaeta (Cajetan) zu Augsburg Lu-
thern nicht recht beschwichtigen konnte; (Man mußte
Luthern um seines Kurfürsten Friedrich des Weisen wil-
len schonen, der nach Maximilians Tode das Reichs-
vicariat verwaltete und auf die Kaiscrwahl den wich-
tigsten Einfluß hatte, ja selbst Kaiser geworden wäre,
wenn er die Wahl nicht auf Karln von Spanien ge-
leitet halte) als Disputationen (wie die mit Eck zu
Leipzig) und gütliche Vorstellungen nichts helfen woll-
ten: so mußte Leo X. wohl mit der Bannbulle gegen
Luther und seine Anhänger auftreten, wogegen dieser
wieder die Bulle und das canonische Recht ins Feuer
warf, und nun in Predigten und Schriften, die wegen,
der Kühnheit und Popularität der Sprache schnell ver-
breitet wurden, auf eine gründliche Verbesserung der
Kirche uttd ihrer Lehren drang, was vor 5 Jahren sein
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_Zwingli Martin_Luther Luther Cajetan Friedrich Friedrich Maximilians Leo_X Leo
Extrahierte Ortsnamen: Christi Zürich Wittenberg Gaeta Maximilians Spanien
207
Königs von Holland zugewiesen, bet* richtiger', mit
Frankreich selbst verbunden wurde. — Aber die Usur-
pation von Spanien geschah ohne Kenntniß des Lan-
des und der Nation, die in einem fast allgemeinen
und von den Engländern unterstützten Aufstande aus-
wogte, der die französischen Heere und Finanzen
verschlang. Bevor aber Napoleon selbst nach Spanien
gehen konnte, mußte er sich auf dem Congreß von Er-
furt 1808 durch Verständigung mit Rußland und
Oestreich den Rücken decken; der Friedensantraq an
England aber, der von dort geschah, war wohl nur
zum Schein grthan.
Allein während Napoleon in Person nach Spanien
ging, seinen Bruder in Madrid einführte, und die
Engländer vertrieb; während er dem Papst erst einen
Theil seines Gebietes, dann (180y) den ganzen Kir-
chenstatt entriß (zwar schleuderte der Papst den Bann
gegen Napoleon, allein er mußte, als erster Cardinal
betrachtet, ins südliche Frankreich wandern, und Rom
wurde zweite Stadt des Reiches) und mit dem fran-
zösischen Reiche vereinigte, welches Schicksal auch be-
reits Savoyen, Piemont und Genua, Toskana, Parma,
Piacenza gehabt hatten: wurden wieder in Oestreich
große Rüstungen, (zum erstenmal trat auch die alt-
deutsche Landwehr wieder ins Leben), betrieben. Es
galt der Wiederherstellung Oestrichs vor 1805, der
Zerbrechung der angelegten Fesseln und der Abwehr
neuer. Aber so rechtlich der Kampf, so groß die An-
strengung dazu war: einem einzelnen Schnitter war
es nicht vergönnt, das große Erntefeld französischer
Eroberungen abzumähen. Die aufgeforderten deutschen
Fürsten traten scheu zurück, und nur die ehrlichen
Tiroler zeigren, daß sie rhr altes mildes Erzhaus nicht
vergessen hatten. Doch überschritten die östreichischen
Heere, unter des Kaisers Brüdern Karl, Johann und
Ferdinand, die deutschen, ttaliänischen und polnischen
Gränzen; allein die Tage bei Abensberg (20- April
180y), Landshut (21. Apr.), Eckmühl (22. Apr.),
Regensburg (25. Apr ) nökhigten den Erzherzog Karl
zum Rückzüge nach Böhmen. Napoleon besetzre (rz,
Mai) Wien, wurde jedoch von Karl bei Aspern uns
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Karl Karl Johann Ferdinand Ferdinand Karl Karl Napoleon Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Spanien Spanien England Spanien Madrid Frankreich Rom Genua Toskana Parma Piacenza Oestreich Abensberg Regensburg Wien Aspern
220
eine Cortes-Verfassung (ly. März 1812) gegeben.
Allein der am 3. März 1814 die Rückkehr in sein
Königreich antretende König nahm diese, die königliche
Gewalt völlig lähmende, zu repnblicanische Constitution
nicht an, versprach aber selbst seinem Volke eine Ver-
fassung zu geben. Als diese aber nicht nur ausblieb,
sondern auch mit Nichtbeachtung aller helleren Ideen,
welche in einem so muthigen Kackpfe dem Volke ge-
worden sein mußten, die Mönchsorden und Klöster, die
Jesuiten, die Inquisition mit der Folter, die furcht-
barste geheime Polizei, wieder hergestellt, alle Anhän-
ger der Iosephtnischen Regierung (Iosephtnos, Afrance-
sados) gleich sehr wie die Liberalen oder Corlesfreunde
schrecklich verfolgt wurden; als Handel und Finanzen
und Staatscredit immer tiefer sanken, dle Heere nicht
bezahlt wurden, in 5 Jahren 25 Minister wechselten,
und der König nur ein Werkzeug seiner nächsten Umge-
bungen (der Camarilla) zu sein schien: weigerte sich
endlich das Heer in Kadix sich nach Amerika einschlffen
zu lassen (1. Jan. 1820), unter Vorgang Luirogas
und Riegos, und verlangte die Cortescorrstitutton von
1812. So allgemein verlautete bald im ganzen Lande
derselbe Wunsch, daß endlich (7. März 1820) Ferdi-
nand diese Verfassung beschwören mußte. Die Corres,
aus 70000 Seelen einer, wurden vom Volke gewählt,
und bildeten nur Eine Kammer; sie hatten säst die
ganze Regierungsgewalt in den Händen. Die großen
Veränderungen, welche nun in Spanien begannen, die
Abschaffung der Inquisition mit ihren Foltern, der
Klöster bis auf 14, der Jesuiten, Majorate u. s. w.
gehören der inner» Geschichte Spaniens an. Es fehlte
aber Einheit im Lande, und weder der Adel und die
Geistlichkeit, noch der von letzterer bearbeitete Bauern-
stand, waren mit der Constitution zufrieden; am wenig-
' sten die großen auswärtigen Mächte, welche, da die
Sicherheit des Königs täglich mehr gefährdet schien, und
eine Gegenrevolution am 7. Juli 1822 nur ein frucht-
loses Blutbad in Madrid erzeugte, endlich auf dem
Congresse'zu Verona (Oct. 1822) Frankreich ver-
anlaßten, den bereits gegen Spanten zusammengezoge,
nen Santtätscordon in ein völliges Iuvasionsheer zur
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Extrahierte Ortsnamen: Kadix Amerika Spanien Spaniens Madrid Verona Frankreich
531
zahlest, wie sie sich verhalt, oder wie sie geschehen ist;
denn wenn du etwas verschweigest: so kannst du dei-
nen Advocaten zu einer unrichtigen Klage, und den
Richter zu einem falschen Urtheil, bcyde zu deinem
eigenen Schaden, verführen.
6) Wenn die Klage vorgebracht worden ist, fo
wird ein Termin oder ein gewisser Tag bestimmt, an
welchem der Richter die Streitsache vornehmen will;
da wird der Klager und Beklagte cüirt oder vorgela-
den. Denke wohl darauf, daß du den Tag nicht ver-
gissest , oder versäumest, an welchem du vor Gericht
erscheinen sollst; das wenigste ist, daß du die Termins-
kosten zahlen mußt.
7) Der Richter wird^zuerst die Güte versuchen;
beweise dich da nicht halsstarrig oder widerspenstig;
laß lieber etwas von deinem Recht oder deiner Sache
fahren, damit du Frieden erhältst und von fernem
Unkosten befreyt bleibest : ist es aber deinem Gewissen
nicht gemäß, die Klage fallen zu lassen, und kannst
du dich in der Güte nicht mit deinem Gegner verglei-
chen; so treibe nur deine Forderung nicht zu weit,
sondern laß dich zum Frieden geneigt finden; z. E.
bist du beleidiget worden ; so sey mit einer Ehrener-
klärung zufrieden; ist dir jemand etwas schuldig,
dafür ec auch Zinnsen geben sollte, nimm lieber das
Kapital und laß die Zinnsen fahren; und-so mache es
auch in andern Fallen.
8) Wenn du jemand verklagen willst, und z. E.
eine Forderung hast oder ihm etwas zeihest oder Schuld
giebst , dadurch er dich betrogen oder beleidiget habe:
so mußt du schon zuvor darauf denken : ob du dieß
auch beweisen könnest. Kannst du es nicht recht
beweisen : so sey lieber stille, sonst kannst du Unko
sten und Schaden obendrein haben.
Ll 2
B. Rc-
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5zl
B. Regeln für den Beklagten.
1) Wenn jemand eine Klage wider dich hat: so
prüfe dich wohl, ob das, worüber er Klage führt,
wahr sey. Hat die Sache seine Richtigkeit: so suche
ihn zufrieden zu ftetten. Sage ihm, daß du nicht
hattest die Meynung gehabt, ihn zu beleidigen, daß
du ihm den Schaden ersetzen, oder die Schuld bezah-
len wollest.
2) Glaubest du aber, daß der andere mit Un-
recht , vielleicht nur aus Haß oder aus einer Unrechten
Meynung dich verklage : so suche ihn von seinem Un-
recht oder Jrrthum zu überführen. Nimm einige recht-
schaffene Männer zu dir, die unter euch die Sache zu
schlichten oder beyzulegen sich Mühe geben : hilft das
nichts; so mag er dich verklagen.
Erscheine auf den Tag der Citation oder Vorla-
dung zur rechten Zeit, damit du deine Sache nicht ver-
dächtig machest ; erzähle unverholcn dem Richter alles,
was geschehen ist, oder wie die Sache steht, daß man
dich ja keiner Unwahrheit überführen könne. Lügen im
Gericht ist sehr sündlich und strafwürdig, und ziehet
dir nachihcilige Folgen in der Hauptsache zu.
4) Wenn nun dein Gegenpart doch bey der Kla-
ge verharrt: so fordere du den Beweis von dem,
was er sagt; denn wer etwas im Gerichte behauptet,
was nicht rechtlich vermnthet werden kann, der muß
es beweisen.
5) Wenn nun der Gegner seinen Beweis fübrt,
daß dicß oder jenes geschehen sey: so wirst du wohl
wissen, ob du nicht einen Gegenbeweis zu fübren im
Stande bist. Kannst du dieses mehr, und ist deines
Gegners Beweis richtig, warum sollst du ahn nicht
gelten lassen ? Vielleicht hast du dich geirrt; ergicb
dich
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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dich und endige den Streit. Bringt er aber keinen tüch-
Ligen Beweis vor, so beharre auf deinem Rechte.
C. Wie man in Gerichten Beweiß führen müsse.
1) Man kann im Gericht auf mancherlcy Art den
Beweiß führen, z. E- daß einer dir etwas schuldig
scy, kannst du beweisen mit seinem Schuldbrief, nur
muß derselbe wenigstens zwey Jahr alt seyn, denn
ehe und bevor er dieses gesetzliche Alter erreicht hat,
beweißt er nichts. (Siehe oben S. 514°) Macht dir
jemand den Besitz eines Hauses streitig : so kannst du
es mit dem Kaufbrief oder andern Urkunden, mit
dem Steuerbuch und dergleichen beweisen, daß es dein
scy. Ist der Beweiß in den Urkunden und Schriften
deines Gegners enthalten: so kannst du bitten, daß
ibn der Richter dazu anhalte, er soll die Urkunden
herausgeben.
2) Behauptet einer, du seyst ihm etwas schul-
dig: so kannst du fordern, daß er dir es beweisen
sott ; aber du kannst ihm auch beweisen, daß du ihm
nichts schuldig seyst, wenn du ihm die Quittung vor-
zeigest , die er dir über dje Zahlung gegeben hat; je-
doch wird erfordert, daß die Quittung wenigstens
dreysig Tage alt sey. Denn belangt er dich binnen
dreystg Tagen, und dp legst ihm seine Quittung vor,
so kann er sagen: er hatte dir die Quittung Ln Hoff-
nung der Zahlung ausgestellt, batte aber keine Zah-
lung erhalten , und du müßtest nun die geschehene Zah-
lung auf andere Weise darthun.
8) Wenn nichts Schriftliches vorhanden ist, da-
mit man den Beweis führen kann: so muß man auf
Zeugen denken ; aber es müssen tüchtige Zeugen
seyn. Untüchtige Zeugen sind : Unmündige,
Ll 3,' Blinde,
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dich zuvor wohl, ob du deiner Sache gewiß seyest.
Denn, wenn er nicht schwören will, kann er dir den
Eid nun auflegen oder zurückschieben.
7) Sagt er nun: er wisse die Sache nicht mehr
recht gewiß , er könne nicht schwören : so wird der
Richter schon das Weitere verordnen. Schiebt er den
Eid dir zurück, und will, daß du schworen sollst: so
kannst du es thun ohne Verletzung deines Gewissens.
8) Hat aber dein Gegner den Eid übernommen
und versprochen, denselben in einer gewissen Frist zu
schwören, und schwört ihn dann nicht : so wird die
Sache angesehen, als wenn er sie als wahr eingeftan-
den hatte.
9) Die Eide sind mancherlei). Giebt man dir et-
was schuld, das du nicht gethan hast: so kannst du,
wenn es vom Richter verlangt wird, einen
Reinigungseid schwören, und damit beweisen,
daß du es nicht gethan habest.
10) Solltest du nur einen halben Beweiß z. E.
nur durch einen einzigen tüchtigen Zeugen geführt ha-
den : so kannst du, wenn cs verlangt wird,
den E r f ü ll u n g s e i d schwören. Forderst du die Ver-
gütung des Werths einer Sache, um die dich der Be-
klagte vorsätzlich oder durch sein unverzeihliches Ver-
schulden gebracht hat, so kannst du, wenn es dir an
andern Beweißmitteln fehlt, zur eidlichen Schatzung
deiner Sache gelassen werden, welches man den Wür-
derungseid nennt. Sollst du ein Zeugniß vor Ge-
richt ablegen und der Richter fordert von dir einen
Eid, daß du die Wahrheit sagen wollest, so mußt
du, da du die Wahrheit zu sagen schuldig bist, auch
den Zeugeneid schwören.
Ll 4
n) Zu-
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I
54°
Xxx. Vom guten christlichen Verhalten, vor,
bey und nach dem Proceß.
1) Fange keinen Proceß aus Eigensinn, aus bos-
hafter Rache, aus Stolz, um nur Recht Zu haben,
aus Geiz, um kleiner Vortheile willen, oder aus an-
dern verwerflichen Absichten an.
2) Beweise dich gegen deinen Gegner nicht feind-
selig; begegne ihm nicht grob und unfreundlich im Ge-
richt, schmähe und lästere ihm nicht, mache ihm keine
harten Vorwürfe wegen ehmaligcr Sünden, die aber
zu deiner Klage gegen ihn nicht gehören; zeihe ihn kei-
ner Sache, die er nicht schuldig ist; bediene dich kei-
nes unerlaubten Mitte s, den Richter zu gewinnen-
zürne nicht mit deinem Widerpart, sondern vergebe ihm
in deinem Herzen, wenn er dich beleidiget hat, damit
Sott auch dir vergeben könne.
3) Manche meynen, sie können nicht zum heiligen
Abendmahl gehen, so lange sie einen Proceß hatten,
weil sie mit ihrem Ge-gner nicht einig waren; aber wie?
wenn sie nun wahrend der Zeit stürben, könnten sie
selig werden? Merke also die Regel: sey nur der bö-
sen Sache deines Gegners Feind, aber der Person
Freund; deswegen habt ihr den Streit der Obrigkeit
übergeben, daß ihr mit einander in Friede und christli-
cher Liebe leben könnt.
4) Wenn du den Proceß gewonnen hast, so werde
nicht hochmüthig, und rühme dich nicht; verachte und
verspotte deinen Gegner nicht; werde nicht streitsüchtig
und denke nicht, du mußt immer gewinnen; schreibe
auch den ^ieg nicht deiner Klugheit zu, sondern danke
Gott
\
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Hz
Sittenlchren und Klugheitsregeln.
^ap. I!.
i) Wie hoch die von Gott gesetzte Obrigkeit zu
achten sey.
t^te vielen und großen Wohlthaten, welche wir in
'****' unserm deutschen Vaterlande genießen, haben wir
vornehmlich der weisen und gütigen Fürsorge der Re-
genten und ihrer Rache, dann auch andern obrigkeitli-
chen Personen zu danken. Sie haben Künste und Hand-
werker unterstützt; sie haben dieaecker und Wiesen des
Landes den Unterthanen zum Bau übergeben und anver-
traut; sie haben sehr viele nützliche Einrichtungen ge-
macht und bisher erhalten. Unter den Menschen, die in
einer Stadt oder in einem Dorfe beysammen wohnen,
entstehen gar sehr oft Streitigkeiten. Einer beleidigt
oder vervortherlt den andern: wenn keine Obrigkeit
Ware, was für Unruhen und für langwierige Zwistigkei-
ten würden entstehen; wie würden die Schwachem un-
terdrückt , um das Ihrige gebracht, beleidiget und ver-
folget werden? O wie gut lst es, daß Gott die Obrrgf
keit darzu verordnet hat, Friede und Eintracht unter
den Menschen zu erhalten! Die Obrigkeit sorget da-
für, daß uns das Unsrige nicht von Dieben und Räu-
bern genommen; daß unser Leib von bösen Menschen
und Mördern nicht verletzt; daß die Sicherheit auf den
Straffen erhalten, und auch, wenn Krieg entsteht, der
Unrerthan durch Soldaten beschützet wird. Sollten
wir Gott nicht danken, der uns alle diese großen Wohl-
thaten durch die Anordnung der Obrigkeit bisher er-
wiesen hat? Was sind wir diesen Vätern und Versor-
gern der Unterthanen schuldig? Ihre guten Verordnun-
gen würden uns ja nichts nützen, wenn wir sie nichtbe-
H folg-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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